Welche Gesundheitsfragen stellt eine BU-Versicherung?
Berufsunfähigkeitsversicherungen zählen zu den wichtigsten und häufigsten Versicherungen. Sie schützen für den Fall, dass ein Einkommensverlust entsteht, wenn Sie einmal nicht mehr arbeiten können, etwa durch Krankheit oder einen Unfall. Doch wer eine BU abschließen will, kann dies nicht so einfach tun, sondern muss zunächst einmal wichtige Fragen beantworten.
Durch diese Fragen prüft die Versicherung, wie hoch das Risiko ist, dass ein Versicherungsfall eintritt und ob sie einen Vertrag mit Ihnen schließen möchte. Doch was passiert, wenn bereits bei Antragstellung falsche Angaben gemacht werden? Und mit welchen Fragen müssen Versicherungsnehmer rechnen?
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Wenden Sie sich jederzeit mit Ihren Fragen an unsere spezialisierte Kanzlei. Als Fachanwalt für Versicherungsrecht bin ich auf Fälle im Bereich Berufsunfähigkeit spezialisiert und helfe Ihnen gerne weiter. Kontaktieren Sie einfach meine BU-Kanzlei für ein Erstgespräch.
Inhalt:
1. Was ist eine Gesundheitsprüfung?
Die sogenannte Gesundheitsprüfung wird im Vorfeld des Vertragsschlusses durch die Versicherung gemacht und soll dazu dienen, herauszufinden, welches Risiko ein Versicherungsnehmer darstellt. Versicherungen möchten natürlich am besten nie leisten müssen und schauen deshalb genau, wen sie überhaupt versichern wollen.
Wer eine BU abschließen will, muss deshalb einen Fragebogen ausfüllen. Häufig geschieht das auch online. In diesem Fragebogen werden alle Arztbesuche, Erkrankungen und Beschwerden der letzten 3 bis 10 Jahre (je nach Versicherer) abgefragt.
Diese Fragen sind die Grundlage für den Abschluss der BU-Versicherung. Die korrekte Beantwortung der Fragen ist deshalb eine vorvertragliche Anzeigepflicht.
2. Welche Gesundheitsfragen stellt eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Durch die Gesundheitsfragen möchte sich die Versicherung ein Bild von Ihrer aktuellen und zukünftigen Gesundheit machen. Danach entscheidet sie, ob sie Sie überhaupt versichern möchte oder ob das Risiko für einen Versicherungsfall zu hoch erscheint. Das ist nicht immer rational und verschiedene Versicherer können bei gleicher Sachlage unterschiedlich entscheiden.
Achten Sie in jedem Fall darauf, genau, vollständig und präzise zu antworten. Mit folgenden Fragen ist dabei zu rechnen:
- Wie sind Ihre Einkommensverhältnisse?
- Das Alter und Körpergewicht
- Rauchen Sie oder haben Sie geraucht?
- Haben Sie risikorelevante Hobbies? (z.B. Fallschirmspringen, Tauchen, Motorsport)
- Wie sieht Ihr aktueller Gesundheitszustand aus?
- Haben Sie chronische Erkrankungen?
- Gibt es bekannte Vorerkrankungen?
- Hatten Sie in den letzten 3-10 Jahren Krankheiten oder Beschwerden (betreffend das Herz-Kreislaufsystem, den Bewegungsapparat, Allergien, Atemwegserkrankungen, Stoffwechselbeschwerden oder Hautkrankheiten)
- Waren Sie in den letzten 10 Jahren in psychologischer Behandlung?
- Gab es in den letzten 5 -10 Jahren Arztbesuche oder Behandlungen (Erkältungen oder ähnliches sind hier irrelevant)
- Gab es Kuraufenthalte in den letzten Jahren?
- Nehmen Sie Medikamente oder haben welche genommen?
- Gab es in der Vergangenheit Operationen oder Krankenhausaufenthalte?
Die Bejahung einzelner Fragen muss nicht zwangsläufig zu einer Ablehnung führen. In manchen Fällen fragt die Versicherung auch noch einmal nach, um präzise Antworten auf einzelne Angaben zu erhalten. Im Zweifel kann aber auch eine BU abgeschlossen werden, die bestimmte Krankheiten ausschließen, zum Beispiel psychischer Art, wenn in der Vergangenheit etwas derartiges vorlag. Oder es verschlechtern sich die Konditionen, sprich der monatliche Beitrag.
3. Welche Zeiträume werden abgefragt?
Welcher Zeitraum abgefragt wird, ist je nach Frage unterschiedlich und hängt auch vom Versicherer ab. Die meisten relevanten Zeiträume liegen zwischen 12 Monaten und 10 Jahre.
Normalerweise wird im Fragebogen ausführlich erklärt, welcher Zeitraum für die Beantwortung relevant ist. Sind Sie sich unsicher, sollten Sie den Versicherer kontaktieren und nachfragen. Dokumentieren Sie aber auch, wenn Fragen unklar gestellt sind oder die zu erfassenden Zeiträume nicht genannt wurden. Wenn Sie eine Antwort nicht sicher mit JA oder NEIN beantworten können, teilen Sie dies mit und kreuzen nicht einfach ein NEIN an.
Wenn Sie auf die Frage, ob Sie in den vergangenen fünf Jahren wegen XXXX in ärztlicher Behandlung, Beratung etc. gewesen sind, mit NEIN antworten und Sie waren beispielsweise vier Jahre vor Antragstellung einmal beim Arzt und haben sich „krankschreiben lassen“, weil Sie Stress auf dem Arbeitsplatz hatten, ist die vorvertragliche Anzeigepflicht objektiv verletzt. Der nächste Schritt wäre es zu prüfen, wie relevant diese Pflichtverletzung ist.
Versichern Sie sich auch hier, dass Ihre Angaben stimmen und ein Krankenhausaufenthalt nicht doch plötzlich 4 Jahre zurückliegt, und nicht 6, wie Sie vielleicht in Erinnerung haben. Das erspart Ihnen viel Ärger.
4. Was passiert, wenn ich falsche Angaben zu den Fragen mache?
Machen Sie falsche Angaben in der Gesundheitsprüfung, kann dies im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Versicherung die Zahlung der BU-Rente im Krankheitsfall ablehnt. Sie kann sich dann auf eine vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung berufen.
Als Vertragspartei haben Sie die Pflicht, vor Vertragsschluss alle wichtigen Informationen offenzulegen. Tun Sie das nicht, verletzen Sie damit eine Pflicht.
5. BU zahlt nicht: Wie kann mir ein Anwalt helfen?
Verweigert die Versicherung die Zahlung der vereinbarten BU-Rente, dann meist mit der Begründung, die Gesundheitsfragen seien nicht wahrheitsgemäß beantwortet worden. Ein erfahrener Anwalt für Versicherungsrecht kann Sie dabei unterstützen, diesen Streit beizulegen und an Ihre BU-Rente zu kommen.
Gemeinsam schauen wir uns Ihren Vertrag und die Gründe der Versicherung an und versuchen diese zu entkräften. Bei einer vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung ist es wichtig, zu belegen, dass die Pflichtverletzung nur fahrlässig erfolgte und deshalb keine Anfechtung oder ein Rücktritt gerechtfertigt ist. Es hilft meist bereits, die Gründe der Schwere nach einzustufen und dann entsprechend zu argumentieren.
In vielen Fällen fehlen jedoch lediglich entscheidende Unterlagen für die Auszahlung der Rente. Viele Versicherungsnehmer fühlen sich mit der Schwemme von Unterlagen und Beweiserbringung überfordert. Verständlich – wollen Sie sich doch nur auf die Genesung konzentrieren. Auch hier unterstützen wir Sie gerne.
Wenn Sie Fragen haben oder betroffen sind, melden Sie sich in jedem Fall bei mir. Ich unterstütze Sie kompetent und schnell. Als Fachanwalt für Versicherungsrecht kenne ich mich bestens mit BU-Versicherung aus und habe viel Erfahrung bei den Handlungsweisen der Versicherer. Kontaktieren Sie mich jederzeit für ein Erstgespräch.
6. Fazit
- Durch Fragen zur Gesundheit möchten Versicherer feststellen, wie hoch das Risiko ist, mit dem Antragsteller einen Vertrag zu schließen. Je mehr Vorerkrankungen bestehen, desto höher das Risiko, abgelehnt zu werden.
- Die Gesundheitsprüfung enthält verschiedene Fragen zu den Lebensgewohnheiten, Vorerkrankungen, vergangenen Arztbesuchen oder auch psychologischen Betreuungen. Meist wird ein Zeitraum zwischen 3 und 10 Jahren abgefragt.
- Werden falsche Angaben gemacht, handelt es sich um eine vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass der Versicherer die Leistung verweigert, wenn eine Berufsunfähigkeit eintritt.
- Kontaktieren Sie mich in diesem Fall. Wir gehen gemeinsam die Gründe durch und versuchen, diese zu entkräften.
7. FAQ
Warum werden Gesundheitsfragen gestellt?
Durch die Gesundheitsfragen versucht der Versicherer das Risiko abzuschätzen, den Versicherungsnehmer tatsächlich zu versichern. So werden nicht nur Menschen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, berufsunfähig zu werden, eher abgelehnt, sondern auch die Konditionen berechnen sich nach dem Risiko (zum Beispiel auch dem Einzahlungszeitraum).
Was ist eine vorvertragliche Anzeigepflicht?
Die vorvertragliche Anzeigepflicht verlangt, dass Angaben in der Gesundheitsprüfung, aber auch darüber hinaus in der Kommunikation mit dem Versicherer vor Vertragsschluss, wahrheitsgemäß und vollständig gemacht werden. Das schließt alle Angaben zu Vorerkrankungen oder stationären Aufenthalten mit ein.
Wann kann ein Anwalt helfen?
Wird Ihnen eine vorvertragliche Anzeigepflichtverletzung vorgeworfen, kann ein spezialisierter Anwalt Ihnen helfen, die Argumente der Versicherung zu entkräften und zu Ihrem Recht zu kommen. So stehen Sie in dieser ohnehin schon schweren Zeit nicht allein gegen den Versicherer da.
Bildquellennachweis: pilotL39 | Canva.com
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Wenden Sie sich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch an unsere Kanzlei. Gerne unterstützen wir Sie in Ihrem individuellen Fall. In den meisten Fällen muss es nicht zu einem gerichtlichen Prozess kommen, eine rechtliche Beratung und eine neutrale Kommunikation mit den Versicherungen können oft Wunder bewirken.
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Über den Autor: Matthias Neeb